Die Katze trinkt viel: Wann sollte man sich Sorgen machen?

Wenn die Katze plötzlich viel mehr trinkt als gewöhnlich, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.

Im Vergleich zu Hunden trinken Katzen wenig. Bei Freigängern bekommt man als Katzenhalter oft kaum mit, wo die Samtpfote ihren Durst stillt. Umso mehr fällt auf, wenn eine Katze plötzlich viel trinkt. Welche Ursachen zu vermehrtem Durst bei Katzen führen können und wann die Katze zum Tierarzt muss, erklärt dieser Artikel.

Wie viel Flüssigkeit benötigt eine Katze?

Der Wasserbedarf von Katzen ist vergleichsweise gering - als ursprüngliche Wüstentiere sind unsere Stubentiger dafür gerüstet, mit wenig Flüssigkeit auszukommen. Katzenurin ist stark konzentriert, es wird also nicht unnötig Wasser "verschwendet" beim Harnabsatz. Wild lebende Katzen decken einen großen Teil ihres Bedarfs über die in ihren Beutetieren enthaltene Flüssigkeit.

Als Grundbedarf kann von etwa 50 - 60 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht ausgegangen werden, was für eine durchschnittlich große und schwere Katze mit 5 kg einer Wassermenge von 250 - 300 ml entspricht. Bei einer Fütterung mit Nassfutter mit einem Wassergehalt von 70 - 75 % kann der größte Teil dieses Bedarfes bereits über das Futter gedeckt werden.

Erhält die Katze dagegen viel Trockenfutter, benötigt sie unbedingt frisches Trinkwasser. Manche Samtpfote verschmäht allerdings den fürsorglich gefüllten sauberen Wassernapf und bedient sich lieber an der Blumengießkanne, an tropfenden Wasserhähnen oder - sofern sie die Möglichkeit hat - an Pfützen, Tümpeln, Regenfässern oder am Bach. Das macht es schwierig, die tatsächlich aufgenommene Wassermenge der Katze im Blick zu behalten.

Welche Ursachen führen dazu, dass die Katze viel trinkt?

Nicht jede Steigerung der Flüssigkeitsaufnahme muss unbedingt krankhafte Ursachen haben. Da allerdings umgekehrt einige ernsthafte Erkrankungen bei Katzen zu vermehrtem Durst mit einem Anstieg der Wasseraufnahme ("Polydipsie") führen können, sollte im Zweifelsfall ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Mögliche Gründe, warum eine Katze viel trinkt:

  • Hohe Umgebungstemperaturen: Ist es im Sommer draußen sehr heiß oder wird im Winter die Wohnung stark geheizt, hat auch eine Katze schneller Durst als sonst und trinkt entsprechend mehr. Viele Samtpfoten lieben es auch, direkt vor dem lodernden Kaminofen oder in der prallen Mittagssonne zu liegen, was zu einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme führt.
  • Geringe Luftfeuchtigkeit: Gleiches gilt für trockene Sommertage oder Heizungsluft im Winter, die zu einer reduzierten Luftfeuchtigkeit führen und so das Durstgefühl bei Tier und Mensch steigern.
  • Fütterung mit Trockenfutter: Im Gegensatz zu Nassfutter enthält Trockenfutter nur etwa 10% Feuchtigkeit, was dazu führt, dass die Katze viel trinkt, um ihren Bedarf zu decken. Auch ein vergleichsweise hoher Salzgehalt im Futter oder in industriell hergestellten Leckerli führt zu einer gesteigerten Wasseraufnahme. Achtung: Freigänger-Katzen bekommen eventuell vom Nachbarn noch Futter hingestellt, wodurch der Flüssigkeitsbedarf ebenfalls beeinflusst werden kann.
  • Körperliche Aktivität / Spiel: Hat sich die Katze ungewöhnlich viel bewegt oder im wilden Spiel mit einem Artgenossen ausgetobt, steigt auch der Flüssigkeitsbedarf und die Katze trinkt viel.
  • Trächtigkeit / Säugephase: Tragende Katzen in der letzten Phase vor der Geburt und säugende Muttertiere haben einen deutlich erhöhten Wasserbedarf und trinken viel mehr als vorher.
  • Fieber: Ein krankhafter Anstieg der Körpertemperatur auf mehr als 39,2 Grad Celsius kann neben weiteren Symptomen auch dazu führen, dass die Katze viel trinkt. Zahlreiche Infektionskrankheiten können bei Katzen zu Fieber führen.
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus): Auch Katzen können an der Zivilisationskrankheit Diabetes erkranken. Ein Mangel an Insulin führt zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels, der vermehrt über den Urin ausgeschieden wird und dabei dem Körper Wasser entzieht. Dies führt dazu, dass die Katze Durst hat und viel trinkt.
  • Nierenkrankheiten: Über die Nieren werden Abbauprodukte des Stoffwechsels aus dem Körper gefiltert, ohne ihm gleichzeitig zu viel Wasser zu entziehen. Arbeiten die Nieren nicht mehr richtig, spricht man von einer Niereninsuffizienz, die dazu führen kann, dass vermehrt Wasser ausgeschieden wird. Der gesteigerte Urinabsatz ("Polyurie") führt dazu, dass die Katze viel mehr trinkt ("Polydipsie"), um diesen Missstand wieder auszugleichen.
  • Blasenentzündung: Bei Katzen gibt es eine idiopathische Form der Blasenentzündung, deren Ursache bislang nicht geklärt werden konnte. Der dabei gesteigerte Absatz von Harn führt zu einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme, um die Verluste auszugleichen.
  • Gebärmutterentzündung: Eine eitrige Entzündung der Gebärmutter kann bei allen Katzen nach der Rolligkeit auftreten, sie kommt jedoch vermehrt bei Katzen vor, die noch nie oder lange nicht trächtig waren. Ein mögliches Symptom dieser schweren, unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung ist neben Fieber, Apathie und Erbrechen eine deutlich gesteigerte Wasseraufnahme.
  • Schilddrüsen-Überfunktion: Veränderungen am Gewebe der Schilddrüse führen bei Katzen häufig zu einer Überproduktion von Hormonen, die mit gesteigerter Aktivität, erhöhtem Appetit bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme und einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme einher gehen.
  • Medikamente: Leidet das Tier an einer Erkrankung, gegen die es mit Medikamenten behandelt wird, können auch diese als Nebenwirkung ein erhöhtes Durstgefühl verursachen, und die Katze trinkt viel mehr als üblich.
  • Stress: Viele Stubentiger reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrem Lebensumfeld, zum Beispiel einen Umzug, die Ankunft eines Babys oder eines weiteren Haustieres. Auch der Besuch beim Tierarzt oder die Autofahrt dorthin wirkt stressig für viele Katzen, sie speicheln und hecheln vor Aufregung und bekommen dadurch Durst.

Es gibt also viele Gründe, warum eine Katze plötzlich deutlich mehr trinkt als zuvor. Nicht alle sind bedenklich, allerdings sollte im Zweifelsfall besser immer nach der tatsächlichen Ursache geforscht werden, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Katze nach Möglichkeit zu vermeiden.

Was tun, wenn die Katze viel trinkt?

Für den Katzenhalter ist es oft schwierig, die tatsächlich von der Katze aufgenommene Wassermenge abzuschätzen. Vor allem Katzen, die sich auch unbeaufsichtigt draußen aufhalten können, trinken selten bis gar nicht aus dem bereit gestellten Wassernapf. Und selbst innerhalb der Wohnung gibt es meist zahlreiche Möglichkeiten, wo die Katze ihren Durst stillen kann, ohne dass der Mensch es bemerkt.

Hast Du den Eindruck, dass Deine Samtpfote plötzlich deutlich mehr trinkt als bisher, solltest Du versuchen, ihr Trinkverhalten über einige Tage genau zu kontrollieren und die tatsächlich aufgenommene Wassermenge abzumessen. Dafür füllst Du morgens eine definierte Menge Wasser in den Trinknapf und sorgst dafür, dass die Katze keinen Zugang zu anderen Quellen bekommt - ein Freigänger muss dazu einige Tage im Haus gehalten werden. Am Abend misst Du nun die verbliebene Menge im Wassernapf nach und trägst die ermittelten Werte in ein "Trinktagebuch" ein.

In Verbindung mit dem Gewicht Deiner Katze, dem verwendeten Futter (Nass oder Trocken) und weiteren Faktoren kannst Du nun berechnen, ob der durchschnittliche Wasserbedarf von 50 - 60 ml eingehalten oder deutlich überschritten wird. Diese Werte helfen auch dem Tierarzt bei der Diagnosenstellung.

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Diagnose und Therapie

Um der Ursache dafür, dass die Katze viel trinkt, auf die Spur zu kommen, wird der Tierarzt das Tier zunächst einer gründlichen Allgemeinuntersuchung unterziehen. Auch eine Analyse des verwendeten Katzenfutters kann helfen, den tatsächlichen Wasserbedarf auszurechnen.

Zur Abklärung möglicher Erkrankungen werden dann weitere Diagnoseverfahren nötig, so zum Beispiel die Bestimmung von Blutwerten oder eine Urinuntersuchung. Beim Verdacht auf Veränderungen an inneren Organen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie Aufschluss geben.

Die Therapie richtet sich nach der gefundenen Ursache und kann in einer vorübergehenden oder dauerhaften Medikamenteneinnahme bestehen, aber (zum Beispiel im Falle einer Gebärmutterentzündung) auch einen operativen Eingriff notwendig machen. Bei Stoffwechselerkrankungen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um die Medikamente richtig einzustellen.

Welche Kosten entstehen für die Behandlung?

Die Kosten für die Behandlung der Katze richten sich nach der jeweiligen Erkrankung und werden nach den Vorgaben der Gebührenordnung für Tierärzte abgerechnet.

Das leistet die Luko

Mit einer Tierkrankenversicherung von LUKO musst Du aber hohe Tierarztkosten nicht alleine zahlen.

Siehe auch:

Was tun wenn die Katze hechelt?
Meine Katze zittert: Mögliche Gründe, Ursachen und Behandlung
Die häufigsten Katzenkrankheiten

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