Mein Hund kratzt sich ständig: Was tun bei Juckreiz?

Wenn der Hund sich dauernd kratzt, belastet das den Alltag von Tier und Mensch.

Ständiges Jucken kann einen wahnsinnig machen - das gilt für Menschen genauso wie für Tiere. Leidet der Hund unter andauerndem Juckreiz, gibt es dafür unterschiedliche Gründe, die aber alle schnellstmöglich behandelt werden sollten, um dem Vierbeiner die Dauerbelastung zu nehmen und ihn zur Ruhe kommen zu lassen.

Woran Du Juckreiz beim Hund erkennst

Wenn ein Hund sich ab und zu das Fell kratzt, ist das noch kein Grund zur Beunruhigung - Juckreiz ist eine ganz normale, wenn auch unangenehme Empfindung und wird über zahlreiche sensible Nervenbahnen in der Haut wahrgenommen. Das Jucken (medizinisch "Pruritus") ist ein Alarmsignal und löst über das Gehirn den Drang zum Kratzen aus, um den möglichen Auslöser lokal schnell wieder zu entfernen. Und nicht nur Kratzen ist ein Symptom, das auf akuten oder chronischen Juckreiz hindeutet:

  • Der Hund kratzt sich mit den Hinterpfoten an einer oder mehreren Körperstellen.
  • Der Hund knabbert mit den Schneidezähnen an seinen Pfoten, am Schwanz oder an anderen Körperstellen.
  • Der Hund leckt sich häufig an einer bestimmten Stelle.
  • Der Hund reibt sich an Möbelstücken oder wälzt sich über Teppiche und Rasenflächen.
  • Der Hund schüttelt andauernd mit dem Kopf.
  • Der Hund rutscht mit dem Po über den Boden ("Schlittenfahren").
  • Der Hund wirkt sehr unruhig, schläft kaum und ist nervös.

Tatsächlich leiden zahlreiche Hunde unter häufigem oder anhaltendem, chronischen Juckreiz, der nicht selten auch zu ernsthafteren Hauterkrankungen führen kann.

Welche Ursachen gibt es für Juckreiz beim Hund

Neben den unbedenklichen Auslösern für kurzzeitigen Juckreiz, etwa einer Fliege, die über das Hundefell krabbelt oder einem neuen Halsband, das der Hund zunächst als unangenehm empfindet, gibt es zahlreiche weitere, auch krankhafte Ursachen dafür, dass der Hund sich kratzt.

Mögliche Gründe für Juckreiz beim Hund:

  • Ektoparasiten: Flöhe, Zecken, Milben (z.B. Herbst-Grasmilben) oder Haarlinge ernähren sich von Blut, Zellen und Hautschuppen ihrer Wirtstiere und zerbeißen, durchstechen oder graben dazu die oberen Hautschichten; dabei sorgen zum einen die Bewegungen der Parasiten auf der Haut bereits für Juckreiz, zum anderen bewirken die kleinen Wunden und der Speichel der Parasiten ebenfalls juckende Abwehrreaktionen.

Ohrmilben verursachen bei Hunden schmerzhafte und stark juckende Ohrenentzündungen, die zu vermehrtem Kopfschütteln und Kratzen an den Ohren führen; braune, krustige Beläge und ein unangenehmer Geruch aus dem Ohr sind weitere Hinweise.

  • Endoparasiten: Band- und Spulwürmer, aber auch andere Darmparasiten verursachen häufig einen unangenehmen Juckreiz beim Hund am Anus. Als Reaktion rutscht der Vierbeiner mit dem Hinterteil über den Boden und versucht so, das Jucken zu stoppen.
  • Allergische Reaktionen: Hunde können genau wie Menschen auf viele Auslöser allergisch reagieren; das können Reize aus der Umwelt sein, Bestandteile des Futters, aber zum Beispiel auch Flohspeichel. Hat sich erst einmal eine Allergie ausgebildet, reicht bereits der Kontakt mit kleinen Mengen des Allergens oder der Biss eines einzigen Flohs aus, um die überschäumende Abwehrreaktion des Körpers erneut in Gang zu setzen.
  • Hautkrankheiten: Sehr häufig leiden Hunde unter einer juckenden Hautentzündung, vergleichbar mit der Neurodermitis beim Menschen. Diese atopische Dermatitis entsteht durch eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe, bei der die Nervenfasern in der Haut stimuliert werden und so der Juckreiz ausgelöst wird. Der Hund kratzt sich, schnell entsteht ein Teufelskreis, denn die Haut wird immer anfälliger für eindringende Keime.
  • Infektionen mit Bakterien oder Pilzen: Hautpilze (Dermatophyten) verursachen meist kreisrunde, haarlose Stellen vor allem im Kopfbereich des Hundes und jucken mehr oder weniger stark. Auch Bakterien können bei Vorschädigungen der Haut zu juckenden Entzündungen führen. Sogenannte Hot Spots kommen bei Hunden häufig vor und bilden runde, haarlose und scharf abgegrenzte Areale, die mit einem nässenden, unangenehm riechenden Sekret überzogen sind.
  • Autoimmunkrankheiten: Verschiedene Autoimmunkrankheiten wie z.B. Pemphigus foliaceus kommen bei Hunden vor und können unter anderem zu Juckreiz und Entzündungen der Haut führen.
  • Stoffwechselstörungen: Erkrankungen der Schilddrüse oder der Nebennieren können sich unter anderem in sehr trockener, juckender Haut äußern, der Hund kratzt sich vermehrt. Auch Diabetes mellitus tritt bei Hunden häufig auf und verursacht unter anderem Hautprobleme und Juckreiz.
  • Erkrankungen innerer Organe: Sind zum Beispiel die Leber oder die Nieren in ihrer Funktion eingeschränkt, kann dies zu vielfältigen Symptomen führen und sich auch über Hautprobleme äußern.
  • Psychische Ursachen: Auch Vierbeiner können unter Stress leiden und Psychosen entwickeln; vermehrter Juckreiz an den Pfoten beispielsweise, wie er häufig bei kleinen Hunderassen vorkommt und zu ständigem Belecken und Benagen der Pfoten führt, hat oft eine psychische Ursache.

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Was tun, wenn der Hund sich kratzt?

Solange der Juckreiz nur ab und zu auftritt, ist das normal und Du musst gar nichts unternehmen. Wenn Dein Hund sich aber andauernd kratzt, wälzt, beknabbert oder mit dem Kopf schüttelt, solltest Du nicht lange zögern und ihn einem Tierarzt vorstellen. Ständiger Juckreiz belastet den Vierbeiner sehr, da er nicht zur Ruhe kommt und oft auch nicht mehr richtig frisst. Schnell stellen sich auch Veränderungen im Wesen und Verhalten ein, er wird nervös, gereizt und unruhig.

Durch das ständige Kratzen und Knabbern an der Haut können zudem kleine Wunden entstehen, die von Sekundärkeimen besiedelt werden, was schließlich zu ernsthaften und großflächigen Entzündungen, Haarausfall und Ekzemen führen kann. Und eine Ohrenentzündung, etwa durch Milben, juckt nicht nur fürchterlich, sondern ist für den Vierbeiner auch sehr schmerzhaft.

Diagnose und Therapie

Der Tierarzt wird den Hund zunächst gründlich untersuchen und auch den Halter sehr genau nach den Symptomen befragen: Wann, wie oft, wie heftig und in welcher Art und Weise kratzt sich der Hund? Was bekommt er zu fressen und gab es in letzter Zeit Änderungen beim Futter oder in der unmittelbaren Umgebung? Hat sich an den Lebensumständen etwas verändert (neuer Hund, neuer Partner, ein Baby, ein Umzug)?

Sofern sich durch diese Anamnese die möglichen Ursachen eingrenzen lassen, wird der Tierarzt weitere diagnostische Schritte einleiten. Während sich die meisten Ektoparasiten relativ einfach entweder direkt am Hund oder in Proben von Haut oder Fell nachweisen lassen, müssen für andere weitere Untersuchungsmaterialien wie ein Hautgeschabsel im Labor untersucht werden. Der Nachweis eines Wurmbefalls erfolgt durch die Untersuchung einer Kotprobe.

Schwieriger ist die Diagnose einer Allergie oder Unverträglichkeit, hier muss unter Umständen eine längerfristige Ausschlussdiät beim Futter oder eine Desensibilisierung gegen ein Allergen durchgeführt werden. Auch der Nachweis einer Stoffwechselerkrankung oder von Autoimmunreaktionen erfordert spezielle Untersuchungsmethoden.

Bei der Therapie muss zum einen möglichst schnell der Juckreiz beendet werden, um weitere Hautschäden und die daraus folgenden Komplikationen zu vermeiden. Dazu werden meist juckreizstillende Shampoos, Salben, Lotionen oder Sprays eingesetzt, bei nachgewiesenen Infektionen mit Bakterien kommen auch Antibiotika zum Einsatz.

Aufgrund der vielen Nebenwirkungen sollte der Einsatz von Cortison immer wohlüberlegt sein und nur in besonders schweren Fällen durchgeführt werden. Bei einer nachgewiesenen Futtermittelallergie muss der Auslöser aus dem Futter eliminiert werden - oft hilft spezielles antiallergisches Hundefutter.

Liegen dem Juckreiz andere Erkrankungen zugrunde, so müssen diese ursächlich behandelt werden, denn nur so kann langfristig auch die Haut sich wieder beruhigen und abheilen. Bei psychischen Problemen hilft dagegen am besten eine Verhaltenstherapie des Hundes.

Welche Kosten entstehen für die Behandlung?

Die Kosten der Behandlung von chronischem Juckreiz beim Hund richten sich nach der genauen Ursache. Je schneller die richtige Diagnose gestellt wird, desto Erfolg versprechender ist die Behandlung. Kratzt sich Dein Hund auffallend häufig, solltest Du bald zum Tierarzt gehen.

Das leistet die Luko

Mit einer Tierkrankenversicherung von LUKO musst Du hohe Tierarztkosten zudem nicht alleine tragen.

Siehe auch:

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